Montag, 12. Mai 2014

Episode 21

=Schon waehrend der letzten jahre hatte ich das gefuehl=, erzaehlt Alternativheini, =dasz immer mehr live-mitschnitte auf tontraeger erscheinen. Alte aufnahmen, die zuvor noch nie veroeffentlicht wurden, neuauflagen, von einst bereits verfuegbarem material sowie aktuelle mitschnitte. Live-alben sind scheinbar wieder gefragt. Auch am kuerzlich abgehaltenem Record Store Day ist einiges erschienen. So zum beispiel drei verschiedene live-dolps der experimental / industrial rock-band Psychic TV, eine der nachfolge-formationen von Throbbing Gristle und...=. =Worum geht es jetzt konkret, bitte=, wird Metalkumpel bereits leicht ungeduldig. =Um die renaissance des live-albums=, erklaert ersterer amuesiert. =Natuerlich kamen immer wieder welche auf den markt. Besonders erwaehnenswerte exemplare in diesem jahrtausend waeren "i might be wrong" von Radiohead, Portishead mit "roseland nyc live" oder "minimum - maximum" von Kraftwerk=, zaehlt er auf.
=Jetzt ziehe mal die reiszleine, kollege=, aergert sich Metalkumpel. =Du praesentierst uns hier knoepfchendreher, die ihre komputer im hotelzimmer oder sonstwo programmieren, um dann auf der buehne alibimaeszig irgendwelche tasten zu druecken. Das hat mit dem herkoemmlichen live-erlebnis ungefaehr so viel zu tun, wie wenn ein dj bei seinem set eine mp3-file nach der anderen runterklickt. Wenn das publikum mehr schwitzt als die auf der buehne, dann laeuft etwas schief=, zeigt er mit dem finger aufgebracht in die runde.
="Hey mr. dj, put a record on......"=, ruft Punkmieze, um anschlieszend mit Rockgoere wild herumzutanzen, waehrend Alternativheini noch den imaginaeren laptop hochfaehrt und Metalkumpel vor freude quietscht. =Wirklich gut, in diesem jahrtausend=, faehrt letzterer fort, =war "9.0: live" von Slipknot oder Metallica mit "through the never"=, und formt dazu mit den fingern beider haende die teufelshoerner.
=Dasz aber solche live-mitschnitte im studio nachbehandelt oder poliert werden=, schlaegt Alternativheini nun verbal zurueck, =weiszt du schon, oder=. =Laecherlich=, kommt es retour. =Wer etwas pures, ungeschliffenes moechte=, mischt sich Schlaumeier ein, =musz ein bootleg kaufen. Nichtsdestotrotz sollte das feeling gut rueberkommen, wie bei regulaerer ware von Bob Marley And The Wailers - "live", B.B. King - "live at the regal" oder Simon & Garfunkel mit "the concert in central park"=, fuehrt er aus. ="Are you going to...."=, intoniert Punkmieze glasklar, waehrend Rockgoere, auf der sofalehne sitzend, an der gedachten akustik-gitarre herumzupft.
Bei diesem anblick ruft Schlaumeier ploetzlich =unplugged - ein projekt des senders MTV, gestartet ende der 80er. Alles was rang & namen vorweisen konnte, spielte eine session beziehungsweise ein album ein. Mariah Carey, Korn, Eric Clapton, Rod Stewart und viele mehr. Das beruehmteste von allen ist wohl jenes von Nirvana=, teilt er mit.
=Mir faellt, zum thema generell, "live at leeds" von The Who ein=, ergreift nun Rockgoere das wort. =Musz man gehoert haben, die wilde, ruppige spielfreude des vierers macht diesen klassiker unsterblich=. =Gleichfalls legendaer=, ist nun auch Blumenkind dabei, ="live 1966 the royal albert hall concert" von Bob Dylan. Erste haelfte, wie damals gewohnt, akustisch, in der singer/songwriter-tradition und danach mit begleit-band, elektrisch verstaerkt. Was damals nicht allen recht war=, laeszt wie wissen.
="Once upon a time you......."=, naeselt Punkmieze, irgendwie abgehackt, undeutlich, als waere sie richtig sauer, waehrend Rockgoere mit vollem einsatz die luftgitarre bearbeitet und ihren imaginaeren verstaerker auf "11" gedreht hat. Worauf von den anderen erste judas-rufe zu hoeren sind. =Dieses konzert fand eigentlich in der Free Trade Hall von Manchester statt=, nuetzt Schlaumeier die bestuerzung, =die verwechslung hat sich jedoch mittlerweile eingebuergert. Allgemein sei gesagt=, schlieszt er an, =die erfolgreichste dekade der in-concert-tontraeger waren die 70er. Wer auf sich zaehlte, hatten einen am markt und zwar nicht blosz um zeit zu schinden, fuer den naechsten studio-release, somndern als prestigeobjekt. Wogegen er heutzutage oft als schnelles geld wie auch tour-souvenir verwendet wird. Doch damals war doppel-vinyl wie "live and dangerous" der irish-rockers Thin Lizzy, "the köln concert" von Keith Jarrett oder "live rust" von Neil Young & Crazy Horse das grosze ding. Letztgenannte hatten mit "rust never sleeps", ein paar monate davor, bereits eine einzel-lp dieser tour veroeffentlicht=, laeszt er die anderen wissen. ="Once i thought i saw you....."=, gibt Punkmieze zum besten, waehrend Rockgoere versucht die imaginaere gitarre zu baendigen. =Von dieser tournee gab es auch einen sehenswerten konzert-film=, fuegt Blumenkind hinzu, wahrend Punkmieze noch ="jailbreak"= von Thin Lizzy anstimmt und sich mit Rockgoere ein verbissenes luftgitarren-duell liefert.
Metalkumpel sieht begeistert zu und dabei faellt ihm ="strangers in the night" von UFO= ein. =Die britischen hard-rockers mit dem deutschen gastarbeiter Michael Schenker, auf tour in den U.S.A.=, gibt er pointiert zu verstehen. ="Amerika-tournee", dies war auch der fall bei "get yer ya-ya´s out" von den Rolling Stones=, weisz Rockgoere. =Erstmals mit Mick Taylor, der Brian Jones ersetzte=. =Zu ihm gibt es auch dieses bio-pic namens "stoned"=, ergaenzt Blumenkind eifrig.
=Wenn es gelang den geist der darbietung einzufangen=, holt Schlaumeier aus, =und die künstler wie -innen dabei ihre faehigkeiten ausspielen konnten, dann mochte solch ein longplayer mitunter die jeweilige karriere auf kurs bringen. Siehe "alive!" von Kiss, "at budokan" von Cheap Trick oder Peter Frampton, dessen "comes alive!" gar sein groeszter erfolg war. Beziehungsweise die MC5, welche ihre laufbahn mit "kick out the jams" sogar "live" begannen=, stellt er klar. ="The name of this band is" - Talking Heads=, streut Alternativheini ein. =Die hatten spaeter einen konzertfilm namens "stop making sense", der sie am hoehepunkt ihrer karriere zeigte, gedreht von Jonathan Demme=, erklaert Blumenkind.
=Live-werke von punkbands sind ja weniger populaer=, raeumt Punkmieze ein, =doch ein dokument steht ueber allen - "it´s alive" von den Ramones=. =Dagegen haben die psychedelic-rockers, heute sagt man ja eher jam-rockers, Grateful Dead unzaehlige in-concert longplayer auf den markt geworfen und ein ende ist nicht abzusehen=, teilt Blumenkind mit, =doch unverwuestbar ist ihr erstes - "live/dead"=. =Apropos "jam-rock"=, legt Schlaumeier nach, =da waeren wir somit bei der Allman Brothers Band angelangt, die mit ihrer dolp "at filmore east", dem legendaeren auftrittsort des konzert-zampanos Bill Graham sowie sich selbst ein denkmal setzten=. =In dieser New Yorker lokalitaet=, uebernimmt Blumenkind, =entstand weiters auch "rockin´the filmore" von Humble Pie sowie "band of gypsys" von Hendrix´ gleichnamigen, neuen trio=, teilt sie voll freude mit. =Aretha Franklin hingegen hat ein live-album vom anderen ende der staaten vorzuweisen=, laeszt Schlaumeier nicht locker.
=Was die klassiker betrifft=, klickt sich Metalkumpel wieder ein, nachdem er sich den durst gestillt hat, ="live after death" von Iron Maiden, Judas Priest mit "unleashed in the east" und wenn wir schon im fernen osten sind=, darueber kichert er herzlich, ="made in japan" von Deep Purple - ueber dieses kulturgut ist jedoch bereits alles gesagt worden=, hebt er die haende wie zur abwehr, um sich danach die naechste erfrischung zu greifen. =Mann, bist du heute witzig=, aetzt Punkmieze, waehrend Rockgoere auf ihrem fiktiven sechs-saiter bereits "strange kind of woman" anstimmt und erstere fast ihren einsatz verpaszt, wofuer sie einen boesen blick erntet.
=Nicht zu vergessen, die beiden gefaengniskonzerte von Johnny Cash - "at san quentin" sowie "at folsom prison"=, kommt es aus Alternativheini´s ecke. ="Metallic 2x ko" von Iggy And The Stooges=, haelt Punkmieze dagegen, worauf Blumenkind mit ="mad dogs & englishmen" von Joe Cocker= antwortet. Mit =Donny Hathaway - "live"= moechte Schlaumeier punkten, wobei ihm Metalkumpel =Pantera mit "official live: 101 proof"= entgegenhaelt.
Wie immer ist die ordnung laengst aufgehoben. Niemand haelt sich mehr an regeln oder hoeflichkeiten, es wird wild durcheinander-gerufen wie -gestikuliert. Fuer unbeteiligte ist es ein mischmasch aus titeln wie "live at the harlem square club, 1963", "waiting for columbus", "it´s too late to stop now", "live at the star club", "live at sin-é", "at carnegie hall", "decade of aggression" - oder so aehnlich, um ein paar zu nennen.
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