Episode 25

Die ueblichen verdaechtigen liegen gelangweilt auf den sitzmoebeln herum, blaettern in magazinen, rauchen, trinken oder starren loecher in die luft, als Metalkumpel das wort ergreift; =Als ich mir letztens wieder mal "highway" von Free durchgehoert habe, kam mir so der gedanke, dasz alles sich irgendwann totlaeuft - generell & ueberhaupt - ein ende erreicht. Viele der formationen, welche einst toll waren, haben sich irgendwann getrennt, den betrieb eingestellt oder zumindest mitglieder ausgetauscht. Dann war das aber meist nicht mehr so wie frueher. Es kommt eben der zeitpunkt, an dem man es beenden sollte, anstatt die kacke endlos umzuruehren, wenn ohnehin nichts mehr brauchbares an die oberflaeche kommt=, und dabei haemmert er heftig auf die tischplatte, um anschlieszend einen kraeftigen schluck aus seiner bierdose zu nehmen, als wolle er sie runterspuelen, die kacke. =Du verbreitest hier die voll depressive stimmung, auf das habe ich null bock=, erklaert Blumenkind und kramt in ihrer jutetasche nach etwas rauchbarem. ="I went down to the......"=, roehrt Punkmieze mit geschlossenen augen, den kopf in den nacken geworfen, waehrend Rockgoere die, ihrer meinung nach, dazugehoerenden luftakkorde greift, um die stimmung etwas aufzulockern.
=Du weiszt aber=, zieht Schlaumeier die aufmerksamkeit sofort auf sich, =dasz sich besagter hard-/blues-rock vierer, kein jahr nach der von dir propagierten aufloesung, wieder reformiert hatte und noch zwei alben nachschob, ehe der zug endgueltig abgefahren war. Ausnahme-gitarrist Paul Kossoff erlag in weiterer folge seiner drogensucht, die ihm teilweise schon zu fortgeschrittenen Free -zeiten zu schaffen machte und ein teil formierte sich erfolgreich als Bad Company=, hat er auf lager. ="Well i take whatever i........"=, intoniert Punkmieze mit geoelter stimme, wozu Rockgoere ihre finger ueber den nicht vorhandenen gitarren-hals gleiten laeszt, was Blumenkind wie Alternativheini mit rhythmischem klatschen goutieren und Metalkumpel zu einem bodenstaendigen ruelpser verleitet.
=Werft mal einen blick auf Elastica=, raet Alternativheini, nachdem sich der donner verzogen hat, =der einstige brit-pop vierer brachte blosz ein tolles, gleichnamiges album auf den markt, danach war schlusz. Da haette man vielleicht doch gerne einen nachschlag gehoert, es waere noch raum dafuer gewesen=, meint er. =Die haben beim ersten so viel geklaut, da war ein weiters nicht mehr drinnen=, aetzt Punkmieze, =und irgendwie brachten sie es auch nicht mehr auf die reihe. Aber anderes beispiel, The Dictators, galten einst als New York´s antwort auf The Stooges oder MC5. Veroeffentlichten drei alben zwischen `75 & `78 und traten danach ab - das ist punk=, laeszt sie wissen. =Never-have-beens=, spottet Metalkumpel und oeffnet die naechste kanne. =Schnauze=, kreischt Punkmieze, springt auf das sofa und faucht ="i´am a street walking cheetah......"=, waehrend Rockgoere ihr mit der luftgitarre den ruecken freihaelt und Metalkumpel sich ordentlich am bier verschluckt.
=Hierbei sollte jedoch erwaehnt werden=, geht Schlaumeier furchtlos in die offensive, =dasz die truppe bereits seit 1980, in wechselnder besetzung, wieder reunion-shows spielt und auch material veroeffentlichte. Also dermaszen spektakulaer ist das ganze dann nicht mehr. Vorne raus und hinten wieder rein=, stellt er nuechtern fest, waherend Metalkumpel immer noch heftig hustet. =4 Non Blondes=, setzt sich Rockgoere wieder auf ihren platz, die brachten gar nur ein einziges album raus - war ein hit, lieferten also nie ein schlechtes ab, trefferquote 100%. Saengerin Linda Perry machte danach karriere als songschreiberin wie produzentin=, teilt sie mit. =Ueberzogen ausgedrueckt, kamen die damals wie eine soft-drink-version von Guns n´ Roses rueber=, kann Metalkumpel mittlerweile wieder lachen. =die mich wiederum, wie mal gesagt, an alten wein erinnern - immer besser=, legt er nach. =Mir kommen die eher vor wie altes bier=, stichelt Punkmieze.
=The Nice=, erwaehnt Blumenkind mit leuchtenden augen. =So nannte sich naemlich dieses londoner quartett, welches bald zum trio schrumpfen sollte. Gab es keine drei jahre, aber vier alben lang. Sie lieszen bereits in den 60ern klassik-elemente in ihren rock einflieszen=, fuehrt sie aus. ="Da-da-da-da-da-da.........."=, imitiert Rockgoere diese auch anderwaerts bekannte akkordfolge, waehrend Punkmieze dazu durch die stube tanzt, als waere sie auf zoff aus. =Herausragender akteur dieser formation=, klinkt sich Schlaumeier ein, =war keyboard-exzentriker Keith Emerson, der spaeter mit Emerson Lake & Palmer fuer furore sorgte. Bands, die sich bald wieder aufloesen tun dies meist, weil sich der erwartete erfolg nicht einstellt. Dasz die eine oder andere dann schluszendlich kult wird, ist ironie des schicksals. Doch da musz natuerlich kuenstlerische substanz vorhanden sein. Wie bei den psychedelic-rock-pionieren 13th Floor Elevators. Ein `66er debuet und der nachfolger aus `67 waren ihre ausbeute zur aktiven zeit. Einfach weil sie permanent probleme mit den behoerden hatten, da sie aus ihrem marihuana- als auch lsd-gebrauch keinen hehl machten. Bei einer gezielten aktion wurde saenger Roky Erickson verhaftet und fuer ein paar jahre in eine nervenheilanstalt gesteckt. Von der aerztlich verordneten elektro-shock-therapie kann er heute noch ein lied jaulen=, kommentiert er sachlich. ="Oh yeah, auhh yeah"=, kraechzt Punkmieze um mit ="you gonna wake up....."= fortzufahren, waehrend Rockgoere schwingende beat-riffs in die luft zaubert und Blumenkind das letzte aus ihrer rauchware herausholt.
=Apropos psychedelic rock=, meldet sich letztere kichernd sowie leicht benommen zurueck, =da faellt mir doch glatt "odessey and oracle", von dem englischen 5er The Zombies ein. Als dieser longplayer, ihr zweiter, in die laeden kam, hatten sie sich bereits aufgeloest. Nur ein single-hit, mit der debuet 7-inch "she´s not there", stand zu buche=. Der damalige, relative erfolg der lp=, uebernimmt Schlaumeier eifrig, =sowie der ausgekopplete U.S.-chartstuermer "time of the season", fuehrten zu einer personell abgeaenderten neu-reformierung. Diese dauerte jedoch nur wenige monate. Nachtraegliche anerkennung fuehrte auch zur wiederbelebung des proto-punk-trios Death. Gut 30 jahre nachdem sie alles hinschmissen, waren sie wieder gefragt - spaet aber doch=, weisz er.
=Spitze=, jubelt Punkmieze. =Erst nachtraeglich geschaetzt wurden gleichfalls die Minutemen. Drei longplayer lang hielt ihre zusammenarbeit. Erfolg blieb aus, doch "double nickels on the dime", gilt heute als klassiker. The Clash wuszten ebenso, wann es zeit war. Okay, "cut the crap" haetten sie sich sparen koennen, doch da war nur mehr die halbe original-besetzung an bord=, bringt sie ein. =Von mir gibt es zur abwechslung Pentagram=, wechselt Metalkumpel das genre. =So hart wie Sabbath, aber nicht mal annaehernd so erfolgreich. Konnten fuer ihren damals selbstbetitelten erstling keine plattenfirma finden und veroeffentlichten somit in eigenregie, mitte der 80er. Der zweitling, dann auf einem kleinen label, lief ebensowenig, man ging getrennte wege. Es war ein auf & ab=, fuegt er traurig hinzu. =Das ist aber erst die halbe geschichte=, wirft Schlaumeier ein. =Gegen mitte der 90er erwachte neues interesse an der truppe und man reformierte sich. Mittlerweile ist vokalist Bobby Liebling so etwas wie eine kult-figur=, stellt er klar.
=Ein meisterwerk und ab durch die mitte, wie klingt das denn=, will Punkmieze wissen. =Dafuer sind naemlich die Sex Pistols das parade-beispiel=. =Und dieses eine album versilbern sie jetzt in regelmaeszigen abstaenden, seit ende der 70er=, deckt Alternativheini auf. =Tja, sex sells=, haelt sich Metalkumpel den bauch vor lachen. =Naechster stop - Galaxie 500, ruft Alternativheini. =U.S. indie-rockers, die drei werke ablieferten. Das letzte davon kam ende 1990. Heute mehr geschaetzt als damals=.
=Massiver erfolg und trotzdem, mehr oder weniger, den richtigen zeitpunkt zum aufhoeren erwischt, auch das gibt es - siehe Abba. Natuerlich wurde das ganze, all die jahre danach, am koecheln gehalten, doch da gab es keinen nachschlag oder eine peinliche jubilaeums-tour, es war einfach vorbei=, fuehrt er aus. =Braucht doch heute niemand mehr, deine Abbas=, motzt Metalkumpel. =Du wirst dich wundern, mein guter=, kontert Schlaumeier, =da wurden vor kurzem die alten hits in einer erweiterten "40th anniversary edition" aufgelegt und sie waren wieder ueberall vorne mit dabei=. =Der damalige, zeitgerechte abgang=, mischt Alternativheini mit, =beruhte aber zu einem groszen teil darauf, dasz bei denen privat die luft komplett raus war=.
=Innere spannungen und nie eine wirkliche reunion=, deckt Rockgoere auf, =ist gleicherweise die geschichte von Creedence Clearwater Revival. Sieben alben in drei jahren, das konnte nicht gut gehen. Zurueck blieben unvergessene evergreens........=. ="Was ridin´ along side......"=, bruellt Punkmieze aus tiefer kehle dazwischen, worauf Rockgoere umgehend mit der luftgitarre rumwerkt, wozu Alternativheini und Schlaumeier sich zuprosten. =Andererseits=, zeigt Schlaumeier unbeeindruckt auf, =waeren wohl viele sternstunden der musikgeschichte verloren gegangen, wenn sich formationen jedesmal nach der ersten etappe, streitereien oder rauhem gegenwind aufgeloest haetten=.
Somit geht es abermals hin & her, mit eben relativ kurzlebigen bands wie The Birthday Party, Tin Machine, Black Merda, Buffalo Springfield, Yazoo, Pavement, Kyuss, Bauhaus, House Of Pain, The Creation und viele mehr, die sich in mitunter abgeaenderter besetzung, wieder vereint haben.
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