Episode 9

=Kaum zu glauben=, wirft Rockgoere auf, =doch da habe ich im internet gelesen, in Groszbritannien hat praktisch jeder vierte haushalt die hit-kopplung "greatest hits" der rockgruppe Queen. Ein wahnsinn=, findet sie.
=Die reinste seuche=, ist Metalkumpel entsetzt. =Der rest der bevoelkerung hat sich das teil wohl bei nacht & nebel aus dem netz gezogen=, schaetzt Alternativheini die dunkelziffer deutlich hoeher ein. =Das ist dort eben eine monarchie=, klaert Blumenkind auf. =Alles, was ins royale schema paszt, wird mit offenen armen aufgenommen. Wahrscheinlich hat jedes zehnte heim auf der kommode noch die porzellanfiguren der musiker stehen=. =Dann kommt Johnny Rotten vorbei und rotzt einmal ordentlich drueber=, traeumt Punkmieze von alten zeiten. =Aus meiner sicht sind solche Kompilationen ohnehin zu oberflaechlich. Da wird blosz der rahm abgeschoepft und so manche perle bleibt im bottich=, ist Blumenkind vom sinn der sache wenig begeistert. =Gerade jener karriereabschnitt, der hierbei abgehandelt wird, also `73 - `80, war wohl der kreativste der truppe=, analysiert Schlaumeier. =Hier gebe es definitiv mehr ordentliches material unter der oberflaeche=. ="Sammy was low, just....."=, traellert Punkmieze und dabei stolziert sie, mit einer kaugummi-einlage unter der oberlippe, durch die stube, um anschlieszend stretch-uebungen mit einem imaginaeren mikrophon-staender zu machen. =Auch so ein klassiker, der darauf nicht verrtreten ist=, stellt Rockgoere klar. =Wie zum beispiel auch "tie your mother down"=, zur besseren verstaendlichkeit drueckt sie die luftgitarre gegen die innenseite ihrer huefte und faehrt mit der linken hand wie verrueckt am griffbrett entlang, =oder "39"=, dafuer setzt sie sich country- & western-maeszig mit der unwirklichen akustischen auf einen hocker. =Auf der anderen seite kann man so eine groeszte-erfolge-zusammenstellung auch als appetitmacher verstehen=, wirft Punkmieze kauend ein. =Man kommt auf den geschmack und kauft sich in folge das eine oder andere album=.
=So war das mit mir bei The Beatles=, gibt ihr Blumenkind recht. =Besorgte mir zuerst die "rote doppelplatte", danach die "blaue" und wollte schluszendlich letzterem auf den grund gehen=. =Das sogenannte "red album"=, erklaert Schlaumeier, =umfaszt die jahre 1962 - `66, die kreischjahre, der fans wohlgemerkt, auch beatlemania genannt, wogegen das "blue album", 1967 - 1970, die zeitspanne der aufwaendigen studioexperimente, den umstieg von single- zu longplayer-orientiert, dokumentierte=, deutet er die farbenlehre der Fab Four. =Da holt man sich ja eine pilzvergiftung=, macht Metalkumpel kuenstlich einen auf schockiert und lacht dabei selbst am allerlautesten.
=Wirklich lustig finde ich ja=, laeszt Rockgoere wissen und guckt dabei mitleidvoll auf Metalkumpel, =wenn one-hit wonders einen hits-tontraeger am markt haben. Das ist doch voll peinlich=. =Nun, besser ein schusz ins knie, als gar kein treffer=, philosophiert Metalkumpel und kratzt sich dabei die haarige ruebe. =Ha, Scott McKenzie waere so ein fall=, hat Blumenkind umgehend ein beispiel an der hand. =Da genuege doch einfach die single=. ="If you´re going to San...."=, singt Punkmieze und formt dazu mit jeder hand das peace-sign, waehrend Blumenkind, mit geschlossenen augen, den oberkoerper im rhythmus dazu bewegt.
=Bob Dylan ist da wieder das andere extrem=, haelt Alternativheini dagegen. =Folk wie rock war er in seiner starken zeit, dafuer kann es nur eine album-box geben, danach die religioese phase, koennte man mit "die besten worte zum sonntag" zusammenfassen und alles danach, als "holprige landung" kompilieren=, analysiert er das werk des folk-poeten. ="There´s a slooow, slow train...=, gibt Punkmieze, in einer art hektischem sprechgesang, zum besten und das ganze kommt irgendwie durch die nase. =Die religioese phase des meisters=, nimmt Schlaumeier den ball sofort auf, =begann ender der 70er und zog sich praktisch durch die ganzen 80er. Als er sich elektrisch verstaerkte, buhten die unglaeubigen, als er fromm wurde, standen manche von den anderen baenken auf und gingen=.
=Ein ganz anderes kapitel wiederum, sind die Rolling Stones=, findet Rockgoere. =Die haben, trotz 50-jaehriger karriere, weit aus mehr zusammenstellungen, inklusive live-alben, als sie studioalben produzierten=. =Da ist weder da noch dort alles essentiell, darum sollte man doppelt ueberlegen, wofuer man sein geld ausgibt=, hat Alternativheini die einkaufshilfe parat.
=Ein problem ist eben manchmal auch=, zeigt Schlaumeier auf, =wenn kuenstler oder -innen die plattenfirma gewechselt haben, dann gibt es natuerlich verschiedene auffassungen einer "best of", da sind dann auch die anwaelte involviert=. =Hier wird dann mitunter ein flop als hit verkauft, blosz weil es eine single-auskopplung war=, kreidet Blumenkind unserioese machenschaften an. =Am besten immer den beipacktext lesen=, raet Metalkumpel und kichert in die runde. =Bei Alice Cooper zum beispiel=, legt er nach, =da gibt es ja zwei varianten. Zum ersten einst die band, da kam eine "greatest hits" die zur aufloesung 1974 erschien sowie danach - bis heute, die solo-phase. Bei letzterem werden jedoch etwaige karriere-retrospektiven immer mit den alten sachen vermischt, denn ohne die klassiker geht es anscheinend nicht=, gibt er zu denken. ="I used to be such a sweet...."=, kreischt Punkmieze und bewegt sich dazu wie eine untote. =Die reputation des schockrockers stuetzt sich musikalisch auf die fruehen band-jahre, aber showmaeszig auf die solokarriere=, zergliedert Schlaumeier den anhaltenden erfolg der fleischgewordenen horrorshow.
=Boa constrictor, gekoepfte puppen, spinnen, guillotine und jede menge kunstblut - metalherz was willst du mehr=, geraet Metalkumpel ins schwaermen. =Musz bei dir immer alles so extrem roh sein=, verzieht Blumenkind das gesicht. =Na soll ich mich vielleicht zugekifft im blumenbeet rollen und die wolken zaehlen=, fraegt der betroffene aergerlich. =Er spielt eben gerne den harten jungen, ist aber nicht so, sondern ein hard-rock-vieh, mit gefuehlen wie du & ich=, erstellt Alternativheini ein psychogramm seines saufkumpanen. =Natuerlich habe ich auch eine sanfte seite=, geht Metalkumpel aus sich heraus. =Wenn ich "beth" von Kiss hoere, kann mir schon mal eine traene die wange runterrollen=, laeszt er die anderen an seinen gefuehlen teilhaben. Punkmieze setzt sich vor ihm auf den tisch und singt gedaempft ="beth, i hear you callin´, but..."=. =Hoer blosz auf damit=, ist Metalkumpel geruehrt und haelt sich beide haende theatralisch vor die augen.
=Ist uebrigens auf der ersten, wirklichen, besten Kiss-compi - "double platinium", von ende der 70er=, verkuendet Schlaumeier ungeruehrt. =Also das ist nun wirklich nebensaechlich=, ist Blumenkind total aufgeloest. =Da ist ein kumpel am rande des nervenzusammenbruchs und du kommst hier mit deiner greatest-hits-besserwisserei=, gibt Alternativheini schmunzenlnd den entruesteten. =Das album zaehlt und dies waere in jenem fall "destroyer"=, stellt er klar. =Sag mal habt ihr noch alle? Ihr seid ja pietaetlos, der mann leidet=, zischt Rockgoere, waehrend Punkmieze fuer den armen headbanger ein trost-bier oeffnet. Metalkumpel, der die aufmerksamkeit sichtlich genieszt, seufzt tief. =Gib hier nicht die drama-queen=, brummt Alternativheini und erntet dafuer stechende blicke von den ladies. =Der abend ist gelaufen=, stoehnt Schlaumeier und lehnt sich zurueck.
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